Die Anfänge des Skisports im Schwarzwald


Der Wintersport, längst bedeutender Bestandteil der olympischen Spiele und in vielen Ländern der Welt zum Volkssport geworden, war bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa noch so gut wie unbekannt.

Das Wort Ski stammt aus dem Norwegischen und bedeutet soviel wie Holzscheit. Schon in frühester Zeit benutzten die Skandinavier Skier als Fortbewegungsmittel im Schnee. Jedoch erst als der norwegische Polarforscher Fritdtjof Nansen im Jahr 1888 Grönland auf Skiern überquerte, wurden die Schneeschuhe weiten Kreisen bekannt. Der Bericht über die einzigartige Leistung Nansens erregte weltweit Aufsehen und machte die Schneeschuhe populär. In der aufkommenden Wanderbewegung machten diese ein leichtes Fortkommen im tiefen Schnee der Gebirge möglich.

Soweit es sich feststellen lässt, waren auch im Schwarzwald die ersten Skiläufer Norweger. Auf ihren Skitouren riefen sie großes Erstaunen hervor. Nach einer mündlichen Überlieferung soll der französische Diplomat in Norwegischen Diensten Dr. R. Pilet im Jahre 1889 erstmals auf Skiern auf den Feldberg gekommen sein. Er wurde für viele Jahre Wintergast im Feldberger Hof und gab dort die ersten Skikurse mit dabei die Besitzer des Feldberger Hofes, das Geschwisterpaar Carl und Fanny Mayer, auf Skiern, die sie in Norwegen bestellt hatten.

Der im Jahre 1878 in Bernau geborene Ernst Köpfer wurde durch Norweger auf Skiern kurz nach seinem 12. Geburtstag im Februar 1890, in den Bann des Schneeschuhs gezogen. Er sah von seiner Schulbank aus eine illustre Schar vorüberziehen. Die seltsamen Spuren, die sie auf dem Schnee hinterließ, verfolgte er nach Schulschluss. Diese endeten beim Gasthof „Schwanen“. Dort waren Skier an die Hauswand gelehnt. Der junge Ernst Köpfer studierte deren Konstruktion und lief zum Vater heim mit der Botschaf: “Vater, i ha öbbis gseh, un des hät mer gfalle, un des git bstimmt emol e Gschäft!“.

Darauf sind sie an die Arbeit gegangen, der Ernst Köpfer mit seinem Vater Karl, und stellten im Jahre 1892, noch während der Saison, in der Werkstatt, wo sonst Blasebälge und Krauthobel gefertigt wurden, die ersten kompletten Skier “Marke Feldberg“ her. Hiervon gingen insgesamt ca. 10.000 Paare in Serie. Abnehmer waren die Bevölkerung und die Schulkinder Bernaus. Gute Kundschaft fand er auch im Feldberger Hof. Mit dem Eintrag der „Marke Feldberg“ in die kaiserliche Patentrolle in Berlin im Jahre 1906 erlangte diese Serie Weltruhm.

Der Ski aus der Köpfer`schen Werkstatt gilt als einer der ersten Serienskier mit kaiserlichem Patent in Mitteleuropa. Er war ein Holzbrett. Die Biegung der Spitzen erfolgte durch Tauchen in heißes Wasser. Der Grad der Biegung konnte durch ein mehrmaliges Spannen um ein Wagenrad beibehalten werden. Die Bindung bestand aus einer Meerrohrbinse, einer Rindlederkappe, einem Halteriemen und einem Fangband. Die Biegung des Meerrohrs erfolgte ebenfalls durch Tauchen in heißes Wasser und sofortiges Abschrecken im kalten Wasser.

Mit norwegischen Skiläufern blieb Ernst Köpfer weiter in Verbindung. Nach Erzählungen seiner Tochter gab es einen Schriftverkehr zwischen ihm und dem Polarforscher Nansen. Er erlernte den Skilauf perfekt, war überall als Skikursleiter gefragt und wurde 1940 staatlicher Skisportwart. Bereits 1952 erhielt er die Goldene Ehrennadel des Deutschen Skiverbands. Gemäß seinen Aufzeichnungen errang er beim Skilauf über 40. Siege.

Die Zeugnisse jener Zeit wie Skier, Skikleidung, Unterlagen, Stempel, Preise und Schriftwechsel werden von dessen Enkel, Walter Strohmeier, in Ehren gehalten. Mit seinen gefragten Ausstellungen im ganzen Bundesgebiet und im Ausland dokumentiert er das Lebenswerk des Großvaters und die Entwicklung des Skisports. Die Skier mit der eingeschnitzten Jahreszahl 1892 aus der Werkstatt des Ski-Köpfers sind sein größter Stolz.